Alvaro Palacios

Mit 25 Jahren zog es Álvaro Palacios im Jahre 1989 ins einsame Priorat. Er liess das elterliche Weingut in der Rioja (heute Palacios Remondo), das ihm zu eng geworden war, hinter sich. Mit einigen Freunden wollte er das schlafende Dornröschen Priorat, das die Menschen auf der Suche nach einem besseren und sorgenfreien Leben in den Städten verlassen hatten, wieder zum Leben erwecken.

Ab Barcelona gelangt man in gut anderthalb Stunden Autofahrt ins Priorat. Erst südwärts die Küste entlang, dann biegt man nach Tarragona ins Landesinnere ab und gelangt in diese wilde, gebirgige Gegend. Im Sommer riecht es unter der flirrenden Hitze nach heissem Stein und trockenen Kräutern. Kaum zu glauben, dass die Reben an den terrassierten Hängen so grün leuchten. Sie suchen das Wasser metertief im kargen Schieferboden, der hier Llicorella genannt wird.

Zusammen mit José Luis Pérez, René Barbier, Daphne Glorian und Carles Pastrana wurde Álvaro Palacios einer der Wiederentdecker und Pioniere des Priorats. Die Freunde machten zu Beginn gemeinsam Wein. Sie restaurierten nach und nach die verlassenen, zum Teil uralten Parzellen, auf denen knorrige Garnacha- und Cariñena-Stöcke wuchsen – eine harte, schweisstreibende Arbeit an steilen Hängen. Sie pflanzten neue Sorten wie Cabernet Sauvignon und Merlot an, um sie mit den einheimischen Trauben zu vermählen. Der Erfolg bei den Weinliebhabern liess nicht lange auf sich warten. Später entwickelte und realisierte jeder der Freunde seine eigenen Ideen, und Álvaro nannte sein erstes Projekt nach seinem Spitznamen Dofí (Delfin) Clos Dofí.

Der heutige Wein Finca Dofí stammt aus verschiedenen Lagen der Gemeinde Gratallops und wird hauptsächlich aus Garnacha gekeltert. Später kam der Wein Les Terrasses hinzu, eine Assemblage aus Garnacha und Cariñena aus verschiedenen Dörfern, gefolgt von L’Ermita (1993), der auf gerade mal 1,44 Hektaren des gleichnamigen Weingartens mit über 70- bzw. 100-jährigen Garnacha- und Cariñena-Stöcken wächst und zu den grossen Kultweinen der Welt gehört.

Wie in seinem Weingut Descendientes de J. Palacios in Bierzo entwickelte Álvaro auch hier im Priorat sein Weinschaffen nach burgundischem Vorbild, indem er die Eigenschaften der einzelnen Parzellen studierte, um daraus Weinpreziosen aus Einzellagen zu keltern. Er verabschiedete sich im Laufe der Zeit von den internationalen Rebsorten und legte das Schwergewicht auf die einheimischen Gewächse. La Baixada (1,3 ha in Gratallops) und Les Aubaguetes (1,79 ha in Bellmunt mit bald 120-jährigen Reben) sind Beispiele dafür.

Camins del Priorat ist der Türöffner ins Priorat und ein Wein, der auch (noch) einen gewissen Anteil an internationalen Rebsorten (Cabernet Sauvignon, Syrah und Merlot) aufweist. Die Trauben dafür stammen aus verschiedenen Dörfern. Der Vi de Vila Gratallops hingegen wird nur aus Garnacha und Cariñena mit einem minimen Anteil an weissen Sorten, die im Rebberg vereinzelt wachsen, gekeltert. Wie es der Name sagt, liegen alle Weingärten in der Gemeinde Gratallops.